Kapitel 1-3 - Die Chroniken des Concilium Argentum




Die Chroniken des Concilium Argentum werden hier veröffentlicht.

Kapitel 1-3 - Die Chroniken des Concilium Argentum

Beitragvon InnererSchweinehund » Donnerstag 31. Januar 2008, 23:04

Dies ist Argentea, ein Land voller Schönheit und Leben. Von den weit blühenden Wäldern wie dem Wald von Fountainblue bis zu den großen Elfenwäldern, von den Kupferbergen bis zu den Inseln der Teufelsklaue, und vom Feuerkessel bis zum Gebirge von Queredin. Einst lebten die Mondjäger, in kleinen Dorfgemeinschaften über das Land verteilt, in Frieden und einzig dem Kaiserthron in Argenteastadt verpflichtet. Doch Frieden währt niemals ewig und so war es nur eine Frage der Zeit bis der Krieg das einstmals so friedliche Land überzog. Dies ist die Geschichte des großen Krieges von Argentea.

In der Zeit nachdem die fünf Völker über das Meer aus weit entfernten Ländern nach Argentea kamen, wurden vom Kaiser viele Herrscher in den Rang eines Junkers erhoben und ihnen ein Stück Land geschenkt. Doch die Gier, die den Sterblichen im Blut liegt, trieb sie an ihren Einfluss und ihre Macht zu mehren. So entbrannten die ersten Kämpfe der niederen Adeligen, denen niemand allzu viel Bedeutung beimaß. "So sind die Mächtigen: Streben stets nach noch mehr Macht"
Kvalin Kupferbart, Anführer der Allianz der Hüter der heiligen Klingen, hing diesem Gedanken nach, als er das mächtige Tor der Heiligen Hallen durchschritt, einer gewaltigen unterirdischen Stadt, die die Zwerge aus dem Fels unter der Ebene von Thursenheym gegraben hatten. Das Bauwerk, das letztlich den Eingang darstellte, glich einem Tempel wie man ihn den höchsten Gottheiten weiht, gebaut aus weissem Marmor aus der fernen Heimat Kvalins, dem Kreuzgebirge. Bei Tag, wenn die Sonne die weisse Burg beschien, glitzerte es weithin sichtbar silbern, und wies jenen den Weg, die die heiligen Hallen besuchen wollten. Neben Kvalin ragte die imposante Gestalt des Minotaurus auf, dem höchsten Wesen der mystischen Krieger, der sich erstaunt in der Eingangsfeste umsah. Vergleichbare Architektur gab es in Argentea nicht.
Beide hielten vor dem Tor inne und ließen den Blick über die weite Ebene am Fuß des Hügels, auf dem die Festung stand.
"Ein Sturm zieht auf", sprach Minotaurus, "darum bin ich sehr froh, dass wir uns auf eine Zusammenarbeit verständigen konnten."
"Ein Sturm?" Kvalin blickte zu Minotaurus auf. "Ihr sprecht nicht vom Wetter, oder?"
Minotaurus schüttelte den Kopf "Nein. Ich spreche von einer finsteren Vorahnung. Ich glaube große Ereignisse stehen bevor. Passt einfach auf euch auf werter Zwerg." Mit diesen Worten beugte er sich zu Kvalin runter um ihm die Hand zu schütteln.
"Das werde ich. Und ihr gebt auch Acht auf euch auf eurem Heimweg."
Minotaurus nickte kurz, dann wandte er sich ab und ging den Weg entlang, der nach Westen führte. Kvalin blickte ihm nachdenklich nach. "Vorahnung... so ein Unfug" brummte er, doch konnte auch er sich nicht eines unguten Gefühls erwehren.
"Herr? Ist etwas nicht in Ordung, ihr seht beunruhigt aus", sprach ihn einer der Wachposten vor dem Tor an.
"Beunruhigt?", brauste Kvalin auf,"willst du etwa sagen das ich mich fürchte?"
"N..Nein Herr...", stammelte der Zwergenwächter erschrocken.
Kvalin stapfte wutschnaubend in die heiligen Hallen. "Beunruhigt, pah. In Stücke hacken sollte ich dich...", grummelte er.
Er drehte sich um und durchschritt das gewaltige Tor, betrat die enorme Eingangshalle und bahnte sich den Weg durch die unzähligen fahrenden Händler, die sich hier aufhielten. Es stieg eine Treppe, breit genug um ganzen Heerscharen Platz zu bieten hinab, und lenkte seine Schritte in die Halle der Gelehrten, wo sich auch die Halle von Studi, seinem getreuen Freund und Kameraden, befand.
Mit einem mächtigen Hieb mit der flachen Hand öffnete Kvalin die Tür.
"STUUUUUDIII", brüllte er in den kreisrunden Raum, dessen Wände von Bücherregalen verdeckt waren, und in dessen Mitte ein breiter Tisch stand, über den der Zwergengelehrte gebeugt stand und Pergamente las. Erschrocken wandte sich Studi um:
"Bei den Steinen, Kvalin musst du mich so erschrecken?"
"Verzeih, doch ich wollte dir erzählen dass...", sagte dieser doch unterbrach sich als er sah das noch jemand im Raum war.
"Oh, sei gegrüßt Miles alter Freund", fügte er hinzu als er den schweigsamen Nordmann erkannte. Dieser nickte Kvalin kurz zu und starrte mit gerunzelter Stirn eine Karte der Länder am Fuß des Kreuzgebirges an.
"Das ergibt keinen Sinn", murmelte er, "ein solches Heer existiert nicht."
Kvalin trat zu den beiden und warf einen Blick auf die ausgebreitete Karte. "Wovon sprichst du Miles?"
"Es sind Berichte von Truppenbewegungen eingegangen", antwortete Studi, "und zwar hier, hier und hier." Er deutete auf verschiedene Stellen der Karte.
"Angeblich große Verbände, mehrere Tausend Mann und alle in ähnlicher Uniform, unter schwarzer Flagge mit einem weissen Symbol, das leider nicht genauer erkennbar war."
Kvalin strich sich nachdenklich durch den Bart. "So viele Soldaten? Hier? Es gibt weit und breit niemanden der ein solches Heer unterhalten könnte. Sehr eigenartig."
"Gehe der Sache nach", meinte Miles knapp, richtete sich auf, langsam und vorsichtig um nicht an den niedrig hängenden Kronleuchter über dem Tisch zu stoßen und verliess zielstrebig den Raum.
Kvalin zuckte kurz mit den Schultern. "Vieleicht täuschen sich die Späher. Vieleicht aber auch nicht, wer weiss. Minotaurus äußerte vorhin mir gegenüber eine düstere Vorahnung, und sein Gespür ist geradezu beängstigend genau. Gut, dass Miles sich der Sache annimmt."
"Ah, ich hatte ganz vergessen das Minotaurus dich besucht hat. Wie liefen die Verhandlungen?" erkundigte sich Studi, Kvalin begann ihm davon zu erzählen und schon bald dachten sie nicht mehr an die Späherberichte.

Weit entfernt vom Kupferberg stand wenige Tage später Milo of Brockenborings an der Spitze seiner Truppe auf einer Lichtung. Außer Atem blickte er sich kurz um, zu seinen Soldaten. Jeder von ihnen war von der Schlacht die bis gerade eben getobt hatte gezeichnet, viele waren verwundet, die meisten waren völlig verdreckt von Schlamm und Blut, und alle waren sie am Ende ihrer Kräfte. Milo richtete den Blick wieder nach vorne, auf seine Gegner. Zahlenmäßig waren sie seiner Truppe überlegen und wie er in den letzten Stunden erkennen musste, waren sie auch erfahrenere Krieger als die Mondjäger die er ins Feld führte. Die lange Zeit des Friedens hatte die Bewohner Argenteas vergessen lassen wie man kämpfte und im Kampf taten sie sich eher schwer.
Die Angreifer, die unter einer schwarzen Flagge zogen, griffen wild und doch präzise an. Milo war nicht der größte Krieger aller Zeiten, aber er war erfahren genug um soldatisches Können zu erkennen. Diese barbarisch wirkenden Kämpfer waren gut.
Die kleine Mondjägertruppe rückte dicht zusammen während die Angreifer näher kamen. Das wilde Gebrüll hallte durch den ganzen Wald und schreckte Vögel auf, die aus den Baumkronen davonflogen. Für die Mondjäger gab es kein Entrinnen wie es schien. Die Angreifer schirmten die gesamte Lichtung ab und hinter den Mondjägern erhob sich eine Felswand. Doch Milo lächelte, als er die Augen schloss und die Anwesenheit seines Verbündeten erfühlte. "Perfekt", dachte er.
Aus dem Unterholz schossen nun unzählige Pfeile in die Flanken der Formation der Barbaren. Die Bogenschützen des Sonnenkriegers Ganduil nahmen die Angreifer unter Beschuss, während Milo nun den Angriffsbefehl gab und seine Truppe frontal in die Formation des Feindes stürmte. Die überraschten Barbaren, die das Glück hatten weiter hinten zu stehen, suchten ihr Heil in der Flucht.
Ein Siegesgebrüll ertönte nun, das den Kampfschreien der Barbaren in nichts nachstand, während Ganduil zu Milo trat.
"Na das hat doch mal gut funktioniert", sagte Milo und grinste seinen Kameraden an.
"Ja, aber mir ist immer noch nicht wohl dabei. So ein Hinterhalt passt mir einfach nicht.", entgegnete dieser, "diese Vorgehensweise unterscheidet sich kaum von ihrer." Er deute den flüchtenden Barbaren hinterher.
"Da sind sie selbst schuld, immerhin war dies nicht der erste Angriff. Sie kommen immer häufiger und werden immer rücksichtsloser. Ohne dein Eingreifen aus dem Hinterhalt wäre ich diesmal wohl umgekommen. Hast was gut bei mir", sagte Milo und klopfte Ganduil auf die Schulter.
Die erschöpften Soldaten formierten sich und bereiteten den Abmarsch vor, Ganduil und Milo standen etwas abseits der Truppen und sahen dem Treiben zu. "Argentea ist ein gefährlicher Ort", sagte Milo, "war es immer schon, solange ich hier bin. Doch in letzter Zeit wird es alles so...", er brach ab und gestikulierte unschlüssig.
"Ich weiss was du meinst", entgegnete Ganduil. "Die Barbarenhorden, die wir sehen tragen alle das gleiche Abzeichen an ihren Rüstungen und ihre Brutalität nimmt im gleichen Maß zu wie ihre Anzahl, wie es scheint. Wenn all diese Horden letztlich zusammen gehören, dann macht mir das ehrlich gestanden etwas Angst, denn ich weiss nicht wieviel Widerstand wir beide ihnen dauerhaft leisten können. Wo ist die kaiserliche Garde? Ich hörte schon sehr lange nichts mehr von Gardisten die für die Sicherheit im Reich sorgen. Ich frage mich was da vor sich geht, und vor allem frage ich mich ernsthaft was aus uns Baronen werden soll."
"Diese Sorgen habe ich auch. Es wird immer schlimmer... ." Milo blickte Ganduil an, dann grinste er auf einmal breit: "Es sind halt interessante Zeiten in denen wir leben."
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Re: Kapitel 1-3 - Die Chroniken des Concilium Argentum

Beitragvon kvalin » Donnerstag 31. Januar 2008, 23:08

(Anm. von Kvalin: Der Autor wird geändert, sobald sich Aneurin hier anmeldet!)

„Ich halte das für einen sehr entscheidenden Fehler!“, flüsterte Edwin Thal den jungen Elfen im Gehen zu, während sie durch den weiten Flur auf den kaiserlichen Audienzsaal zuliefen, die cymrische Leibwache hinter sich, neben sich stehende kaiserliche Garde, springende Diener, flanierende Höflinge und so manch skeptischer bis überfreundlicher Blick oder ein Lächeln.
Aneurin schüttelte den Kopf und meinte leise, wenn auch bestimmend:
„Guter Freund, Ihr habt uns jetzt lange genug in Eurem Haus versteckt. Ich bin froh über den gestrigen Besuch von Lyssindre...“
„Ein ungehöriger Besuch!“, unterbrach ihn der alte cymrische Diplomat ausfallend und stellte sich den beiden in den Weg.
„Schweigt!“ Yagashura schnitt ihm das Wort ab. „Seit ihr noch bei Trost Edwin? Wollt Ihr Euch uns hier in den Weg stellen? Was habt Ihr in Eurem Sinn?“
Aneurin folgte einem plötzlichen Gefühl, drehte schnell den Kopf nach Hinten zur Garde und sah gerade noch aus dem Augenwinkel wie Gwydion, der Hauptmann, sein Breitschwert zog.
„Yaga! Schnell!“
Mit einem kräftigen Faustschlag schlug er Edwin zu Boden, Yaga sprach ein hastiges Zauberwort und mit einem mächtigen Sprung flogen sie über die Köpfe von kaiserlicher Garde, Dienern und anderen Adligen und landeten in dem offenen Portal zum Audienzsaal des Kaisers und ließen den überrumpelten Widerstand hinter sich stehen.
Wie immer war der Thronsaal stickig und überfüllt - nur diejenigen an der Tür stehend, bekamen etwas von der kleinen Auseinandersetzung mit. Schnell machte man den jungen Elfen Platz, die mit einer kalten Klarheit in den Augen in Richtung Thron ihren Weg bahnten und mit einer Entschlossenheit in den Gesichtern, so das die kaiserliche Leibwache sie misstrauisch beobachtete. Vor dem Thron knieten die beiden respektvoll nieder. Mit Würde und standesgemäßer Langsamkeit erhoben sie sich nach der kaiserlichen Geste. Aneurin begann zu reden:
„Eure kaiserliche Majestät, mit aller Hochachtung grüßen Euch Yagashura aus Suldanessalar und Aneurin aus Cymru. Doch sind es nicht nur unsere Länder und Völker, die wir vertreten. Wir haben einen alten Bund erneuert, indem wir die verborgene Insel Tir Nan Og wiederfanden und dort mit Niew Goldhaar, der Tochter Ilvauntras und Brans, den Bund der Ritter von Tir Nan Og neu gegründet haben. Freundschaft, Gerechtigkeit und Schönheit sind nicht nur Tugenden, die wir als Personen hier vor Euch vertreten, sondern die in dem Bund von Tir Nan Og ihre besondere wächterliche Berechtigung erfüllen.“
Yagashura fügte trocken hinzu: „Durch Niew sind wir ein handelnder Arm der Götter – ihre Mutter Ilvauntra, die Euren Thron einst erschuf, kennt ihr sie noch?“
Ein Raunen ging durch den Saal. Die kaiserlichen Sekretäre runzelten überrascht die Augenbrauen, beugten sich zu seiner Majestät hinab und flüsterten ihm ein paar wichtige Sätze ins Ohr.
„Um zum Punkt unseres Anliegen zu kommen.“, fuhr Aneurin diplomatischer fort, „Es ist so, dass wir aus sicherer Quelle erfahren haben, dass in Argentea wilde Kriegshorden durch die Länder ziehen. Thursenheym, die Ebene vor Auroras Finger, an den Grenzen zu Cymru, im Norden, im Süden, im Westen, im Osten – eigentlich überall marschieren Truppenverbände und verwüsten das Land systematisch, während dessen Eure kaiserlichen Boten ermordet werden.“
Yagashura ging einen Schritt näher auf den Kaiser zu. „Diese Truppen marschieren unter einem einzigen Banner! Eure kaiserliche Majestät, seht!“ Yagashura drehte sich zu einer Gruppe Adliger um, die dem Gespräch misstrauisch folgten und deutete auf ihr gemeinsames Banner. „Unter diesem Banner wird Argentea verwüstet! Wird Freundschaft, wird Gerechtigkeit und Schönheit zerschlagen.“
Eine Person löste sich aus der Gruppe von Adligen, eine Elfe und mit einem Grinsen stolzierte sie auf den kaiserlichen Thron zu. Die Adligen um sie herum wichen ihr aus, als wäre sie eine Bedrohung und der immer noch schweigende Kaiser trippelte nervös mit den Fingern auf den Thron.
Kurz vor Aneurin und Yagashura baute sie sich in einer Pose von funkelnder Selbstherrlichkeit und Arroganz auf und meinte fast neckisch:
„Ach herrje, ist schon eigenartig wie sich manche Herrscher freiwillig darum reißen an uns Tribut zu zahlen.“ Im Saal lag totenstiller Pelz. Nur die zwölf anderen Ritter, unter dem Banner der alten Kriesgötter des Chaos, grinsten und machten unflätige Bemerkungen. Es schien als würde ihre Anwesenheit den gesamten Kaisersaal einnehmen.
Yagshura grinste zurück und spo.ttete frech:
„Man kann das sicherlich analog betrachten zu dem Sprichwort "Kleider machen Leute" bezüglich deiner Äußerungen, Elfe.“
Aneurin ließ sich ebenso wenig einschüchtern und wandte sich vom stillen Kaiser ab, ging schmunzelnd auf die Elfe zu und blieb einen Atemhauch vor ihr stehen und zischte:
„Ihr blast Euch hier mit einem Selbstverständnis auf, ohne Euch vorzustellen, versucht uns einzuschüchtern, die wir Euch militärisch hoch unterlegen sind und platziert Euch mit Eurer Gruppe aus Affen in dieser heiligen Halle als wäre es die Spielwiese Eurer Kindheit.“ Mit einem schneidenden Sarkasmus fügte er laut hinzu: „Sicherlich hattet Ihr eine fürwahr schlechte Kindheit und wolltet eigentlich immer das Gute, doch könnt Ihr nicht anders und lasst Eurer Wut über Eure schlechten Träume in diesen schönen Landen einen Raum, der alles zerstört. Was für ein erbärmliches Bild!“
Die Elfe starrte ihn an, wich einen Schritt zurück. Tränen liefen ihr über die Wangen, sie zitterte am ganzen Leib. Es schien als würde sie an Ort und Stelle zusammen brechen und im Boden versinken. Doch ebenso plötzlich schrie sie gellend: „Wie kannst du es wagen so über mich zu sprechen?! Wie kannst du es wagen meine Kindheit hier in die Öffentlichkeit zu stellen? Das ist eine Beleidigung an meiner Person, die die....“
„Kinder!“ Der Kaiser war aufgestanden. „Hört auf Euch zu streiten.“, sprach er mühsam und gelangweilt müde. Er nickte den Schreibern und Höflingen wieder zu und meinte dann: „Kommen wir wieder zum Tagesgeschehen. Ihr, Lord Jonah, hattet ein Anliegen über den Bau einer zwergischen Weinschenke für den Adel. Bitte tragt es vor.“
Der Kaiser machte eine einladende Geste. Die Elfe blickte Aneurin und Yagashura voller Hass an, mit schnellen Schritten ging sie zu ihren Verbündeten und sie verließen gemeinsam den Saal – man machte ihnen Platz.
„Kaiser!“, mühsam konnte Aneurin mit der Fassung ringen. „Seht doch...“
Seine Majestät schnitt ihm mit einer Geste unfreundlich das Wort ab. Lord Jonah, ein zwergischer Fürst, trat vor und verbeugte sich standesgemäß.
„Eure Majestät, ich danke Euch, dass Ihr mir das Wort erteilt habt. Doch sehe ich in dem Erbau einer solchen Schenke keine Notwendigkeit mehr. Erschrocken bin ich über Eure 'Gelassenheit' was die Horde betrifft und das Verhalten der Elfe Landkampfschnepfe. Ihr Ritter aus Tir Nan Og“, Jonah wandte sich zu Yagashura und Aneurin, die vor den Kopf gestoßen alleine dastanden. „ Ich möchte sehen was es in Tir Nan Og gibt, dass es solche mutige Wesen hervorbringt, die sich der Trägheit dieser Halle entgegensetzen.“ Und damit ging er zu ihnen.
Yagashura nickte. „Kommt meine Freunde, gehen wir, hier können wir keine Hilfe erwarten.“
Mit dunkler Miene verließen sie die Halle. Im Flur wartete Lyssindre mit kaiserlicher Garde auf sie.
„Wir begleiten euch nach draußen“, sprach sie freundlich zu den Rittern und bestimmend zu der Garde. Sie marschierten an Edwin und den cymrischen Kämpfern vorbei, aus der kaiserlichen Burg hinaus und begleiteten sie bis zum Tor, wo Pferde bereits gesattelt waren.
„Ihr müsst schnell verschwinden“, sagte sie. „Aber kommt wieder, noch ist nichts verloren. Die Mondschatten werden mich darin unterstützen meinen Vater wieder zum Leben zu bringen, denn ich fürchte er ist krank oder ein Zauber liegt auf ihm.“
So verließen Aneurin, Yagashura und Jonah die kaiserliche Stadt Argentea. Sie ritten die Felder und Wiesen südlich entlang, westlich von den Bergen von Xiberia, auf den Argenteo zu.

Noch am selben Tag überquerten sie mit einer Fähre den Argenteo nach Süden und ritten über die weite Ebene von Argentea. Einige Tage später, dort wo das Land sich verengt mit dem Fluß Dymeo auf der einen Seite und den Regenbergen vor und östlich neben ihnen, überlegten sie lange wie sie weiter reiten sollten.
„Ich bin dafür die Regenberge südlich zu durchreiten, dann die Spiegelmarschen weiter um in Suldanessalar zu Rasten und dann mit dem Schiff nach Tir Nan Og.“, meinte Yagashura.
Aneurin schüttelte den Kopf während die Sonne sich über den östlichen Rand der Berge schob und den blauen Vorhang der Dämmerung aufzog.
„Das ist ein Umweg. Ein großer Umweg, außerdem müssten wir die Insel der Götter umsegeln. Ein gefährliches Unterfangen, dass wir nicht einschätzen können mein Freund. Ich bin dafür wir durchqueren den Dymeo an einer Furt, durchreiten den Wald von Fountainblue und dann durch Altamora und schon sind wir an der Küste.“
Yagashura runzelte die Stirn. „Ich habe da ein schlechtes Gefühl was diesen Wald betrifft. Was meinst du Jonah?“
Der Zwerg schaute nach Süden, dann nach Westen und meinte kurz: „Reiten wir durch den Wald.“

Mit dem hellen Licht des Morgens gallopierten die Elfenpferde am niederen Ufer des Dymeo entlang. Auf der anderen Seite starrte die Undurchdringlichkeit des Waldes ihnen entgegen, wie ein hässlich wartendes Dunkel.
„Dort drüben!“, rief Yagashura im Gallop.
An einer breiten Flussbiegung konnte man den Grund des Flusses gut erkennen, Steine, an denen sich das Wasser entlang schlängelte, ragten aus dem silbergrauen Dymeo. Wilde Terrassen aus Erde und Stein formten die lange Kurve des Flusses.
„Eine gute Stelle.“ Aneurin stieg ab und trat ans Ufer, schmeckte das Wasser mit der Hand und schaute aufmerksam zu dem entfernten Wald hinüber.

Vorsichtig stapften die Elfenpferde durch das still schlängelnde Silbergrau der Furt. Aneurin hielt den gold überzogenen Rundschild fest vor sich, das gebogene Elfenschwert gezogen. In einer schrägen Linie ritt Yagashura hinter ihm, den Reiterbogen gespannt während Jonah den Abschluss mit Hammer und Schild machte.
„Wartet!“, brüllte Jonah, „ und seht flussabwärts.“
Eine Staubwolke bewegte sich auf sie zu, vom südlichen Horizont der Ebene weg.
„Könnt ihr genaueres erkennen, Elfen?“, fragte der Zwerg.
Yagashura schüttelte den Kopf.
„Schnell“, meinte Aneurin, „ziehen wir uns in den Wald zurück.“
Er gab dem Braunen einen Klaps und gallopierte durch das aufspritzende Nass und mit einem weiten Sprung hechteten sie über Schwarzdornhecken in den Wald hinein, zwischen alte Buchen und lichtes Buchengebüsch. Er drehte sein Pferd und schaute an den hohen Stämmen und niedrigem Geflecht an Buchengewächs, Moos und Laub hindurch. Er war erstaunt. Von außen wirkte der Wald wie eine undurchdringliche Dornenlandschaft. Hier konnte er dreißig bis vierzig Schritt weit gut sehen. Yagashura ritt von einer anderen Seite an ihn heran und nickte. Ein bekanntes Zeichen: Alles war sicher. Jonah war von Dornen und Geäst geschunden und zerrissen; er machte ein genervtes Gesicht.
„Beeilen wir uns.“ Yagashura schaute die beiden an. Aneurin senkte den Schild, steckte das Schwert ein und ritt los. In Richtung Westen.
Das Sausen in der Luft, dieses bekannte Zeichen, dieser letzte flüchtende Augenblick eines zischenden Geräuschs – er konnte den Schild nicht schnell genug hochreißen und wurde von den auftreffenden Pfeilen schlichtweg vom Pferd geschleudert.
„Aneurin!“, schrie Yagashura. Und da lösten sich bereits aus den Stämmen Krieger in schwarzen Mänteln und stürmten auf sie zu, aus der Erde sprangen sie ebenso hervor – als wären sie davor nicht da gewesen oder unsichtbar, verschmolzen mit dem Wald?
Yagashura sprang vom Pferd, legte im Rennen einen Pfeil ein, schoss ihn ab, warf einen Halunken zurück, legte einen neuen auf und mit einem Satz war er vor Aneurin, duckte sich vor zwei Pfeilen, die über ihn in den Baum einschlugen, schoss den nächsten Pfeil auf einen, der von der Seite auf ihn zu sprang, warf den Bogen mit der einen Hand weg und zog mit der anderen das Schwert, schrie einen mächtigen Zauber und ein Baum krachte auf eine Handvoll schwarzer Krieger und begrub sie. Von der einen Seite parierte er einen Schlag, hielt mit der anderen Hand einen anderen Gegner durch einen Haltezauber auf Abstand; gerade rechtzeitig stürmte mit einem riesigen Gebrüll der kleine Jonah heran und schnitt in der Flanke der Soldaten eine Presche aus Blut und krachenden Knochen. Doch es waren viele. Es kamen immer mehr nach. Soldaten mit dunklem Zorn und wütenden Äxten.
„Nehm du Aneurin!“, keuchte Jonah, „zieh dich mit ihm zum Fluss zurück. Ich halte die Stellung!“
Yagashura wurde in der Parade das Schwert zerborsten, die Axt schlug durch die Kette und Blut quoll ihm am Oberschnenkel hervor, dass ihm fast schwarz wurde. Schnell, schnell, der Zauber. Er duckte sich wie in Trance vor dem nächsten Schwung der Axt, rammte seine Arme an den Körper des Hünen und Blitze durchzuckten den Menschen, seine Augen sprangen heraus, sein Kopf in Flammen, verkohlt sackte der Hüne zu Boden.
Wo ist Aneurin? Er sah vor sich Jonah mit Schild und Hammer weite Schläge nach rechts und links machen, er zog die Gegner auf sich und drängte sie zurück. Ein hervorragender Krieger, dachte Yagashura abseits von sich, während seine Augen unter den Bergen von Verletzten und Leichen den Leib von Aneurin suchten.
„Beeil dich!“, schrie Jonah.
Ich find ihn nicht! Panik ließ sein Herz höher schlagen, dazu wieder das Pochen im Bein, eine Schwärze wollte sich über seine Augen ziehen. Da! Ein goldener Fleck. Er zog Aneurins Schild beiseite und nahm den Freund, zog ihn sich auf die Schultern. Als er sich aus der Hocke in einen sicheren Stand bemühte, trieb der Schmerz sich durch seinen ganzen Körper, wieder wollte die Schwärze die Vorhänge vor seine Augen fallen lassen; er brachte allen Willen auf, stemmte sich und Aneurins Körper höher und stolperte in Richtung Fluss. Die Sonne stach durch die Hecke mit seinen weißen Morgenstrahlen in seine Augen, Tränen überströmten sein Gesicht und während er das rechte Bein nachzog humpelte er zum Strom. Hinter ihm der Kampflärm, vor ihm die blendende Sonne – und Hufgetrappel. Von vorne! Und schon sprangen zwei Reiter über die Hecke, landeten schwer, mit Panzern, Schilden und Äxten, geschlossene Helme; wie Schatten standen sie vor ihm im Licht und ihre kleinen, aber muskulösen Pferden näherten sich ihm bedrohlich. Das gibt’s doch nicht, dachte Yagashura, wieviel Pech muss man haben! Er legte Aneurin zu Boden und griff nach seinem Schwert. Das zerbrochene Schwert, das er zurückgelassen hatte! Hilflos und geschlagen streckte er die Arme aus.
„Tötetet mich hier und jetzt, macht es schnell mit meinem Ende, diese Zeit ist dunkel und von denen regiert, die sich dem Tod verschrieben haben.“
Der eine von ihnen streckte den Arm mit der Axt nach oben und Yagashura schloss die Augen. Der Boden wackelte unter seinen Füßen, als aus dem Licht der Sonne Dutzende Schatten in den Wald hinein sprangen, an ihm vorbei ritten und in das Getümmel stürzten. Yagashura drehte sich zu ihnen um und sah erst jetzt, dass es zwergische Panzerreiter waren.
„Ich bin Znalko, aus dem Hochland von Ryn und dies hier ist mein Cousin Myrkhul aus den Regenbergen. Diese Panzerreiter hier sind seine Garde und wir haben Euch seit Eurer „Flucht“ aus Argentea-Stadt nicht aus den Augen gelassen.“
Die beiden Zwerge stiegen ab, Znalko beugte sich zu Aneurin hinab, nahm Erde und Asche in seine gepanzerte Hand, zeichnete damit geheimnisvolle Runen auf dem Körper des Elfen und nickte schließlich. „Er lebt und wird leben.“

Die Hordenkrieger flohen. Myrkhuls Garde sammelte sich.
„Wir sollten uns zurückziehen, in die Regenberge, dort sind wir sicher“, meinte Myrkhul. Yagashura nickte und sprach:
„Ihr seit eingeladen in den Hallen von Suldanessalar, dass nicht weit von Euch liegt, südlich, in den Spiegelmarschen. Schade, dass wir uns so kennenlernen Nachbar. Danke für Euren Schutz, ihr steht in meiner Schuld.“
Myrkhul und Znalko grinsten. Der etwas kleinere von beiden, Znalko, nahm den Helm ab und meinte fröhlich: „Wir haben von Boten gehört, was Ihr in der Halle des Kaisers gesagt habt. Und wir möchten uns dem anschließen was ihr Tir Nan Og nennt.“
Yagshuras Augen leuchteten: „Dann lasst uns aufbrechen.“
Myrkhul nickte, meinte aber etwas nüchtern für die emotionale Stimmung:
„Aber zunächst machen wir in Ust Natha halt und versorgen Eure und Aneurins Wunden. So lässt sich nicht lange reisen.“
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