Ganduil




Ganduil

Beitragvon Ganduil » Montag 10. März 2008, 23:22

Die Sonne brannte seit Tagen heiß und ohne Unterbrechung. Die Stadt roch intensiv nach allem Möglichen - leider nicht nur nach den angenehmeren Dingen. Eine Woche war nun vergangen, seit die Armeen draußen vor der Stadt ihre Lager aufgeschlagen hatten, und von der Mauer aus konnte man beobachten, wie die Türme und Rammen langsam fertig wurden. Ganduil blickte hinunter und war sich sicher: Der Tag des Angriffs war nicht mehr weit entfernt.
Wenigstens werden wir keinen Hungertod sterben. Der Basar der Stadt war immer noch gut mit den nötigsten, wenn auch einfacheren Lebensmitteln gefüllt, aber das Stehlen hatte er sich abgewöhnen müssen, als er mit fast allen jungen Männern letzte Woche aufgrund des Beschlusses in die Milizen eingezogen worden war. Als ob das noch etwas ändern würde. Die Mauern waren dick, aber der Feind hatte Zeit und außerdem handwerkliches Geschick. Wahnsinn, wie schnell sie die Türme errichtet haben. Ganduils Vater hatte oft Geschichten erzählt, wie sein Großvater mit den Truppen des Kaisers den übermächtigen Tyrannen besiegt hatte. Angeblich war sein Urgroßvater ein erfahrener und wichtiger General am Kaiserhof gewesen, aber sein Vater erzählte viel, wenn er mal wieder zuviel Dattelwein getrunken hatte.
Ganduil blickte hinunter auf den schmalen Fluß, der durch die Stadt unter der Mauer und durch die Gitter hindurch floß. Hatte Vater nicht immer erzählt, Urgroßvater wäre mit einem kleinen Stoßtrpp nachts unter dem Gitter hindurchgetaucht und durch die Kanalisation in die Festung eingedrungen? Das war die Lösung! So konnte er sich aus dem Staub machen und den ganzen Mist hier hinter sich lassen. Ganduil machte sich auf den Weg, seine nötigsten Sachen zu packen...

Keiner war durch den Ring hindurch gekommen, seit die Belagerung angefangen hatte und sämtliche Meldereiter waren abgefangen worden. So weit, wie die Stadt von der nächsten entfernt war, würden die Leute des Kaisers frühestens ab der vierten Woche Verdacht schöpfen. Eine Verstärkung war also nicht zu erwarten, bevor der entscheidende Schlag geführt wurde. Tyr brauchte einen Mann, der sich darauf verstand, unbemerkt die Blockade zu durchbrechen, um eine Botschaft zu den kaiserlichen Truppen zu bringen. Aber wer? Jede Hand wurde gebraucht!
Tyr verlies die Baracke, um ein wenig Nachtluft zu schnuppern und sich die Beine zu vertreten. Sein Weg führte ihn hinunter zum Fluß, wo dieser durch das Gitter aus der Stadt floß. Da hörte er unter sich an der Kaimauer ein seltsames Geräusch wie ein Kratzen von Metall auf Stein. Langsam und vorsichtig beugte er sich vor, um hinunterzuschauen und sah gerade noch, wie eine Gestalt aus dem Abfluss ins Wasser des Flusses gleitete. Neugierig beobachtete er erst, was vor sich ging, doch als er sah, was das Ziel dieser Gestalt war, wußte er, dass keine Zeit zu verlieren war.
Der Kommandant der Wache rannte einige Schritte die Kaimauer entlang und sprang mit einem langen Satz auf die im Fluss schwimmende Gestalt...

Ganduils Kopf schmerzte und er schnappte wild nach Luft, als ihn Tyr aus dem Wasser zog. "Wo sollte es denn hingehen, Freundchen?" Tyr hatte ihn am Schlawittchen gepackt. Ganduil grinste breit: "Ich wollte nur schauen, ob das Gitter noch in Ordnung ist, schliesslich wollen wir ja nicht, dass der Feind uns nachts von hinten überrascht, oder?"
"Meine Großmutter hat mir schon bessere Lügen erzählt! Raus mit der Sprache! Nebenbei: Bist du nicht einer der neuen Rekruten?"
Ganduil wurde ein wenig blass. "Verdammt, ich hab doch keine Lust, hier drin zu verrecken! Ich wollte weg, ja!"
"Wie weg? Hier aus der Stadt kommt keiner raus, ohne vom Feind erwischt zu werden. Wie wolltest du das anstellen? VOr allem durch ein geschlossenes Gitter!"
Ganduil erzählte die Geschichte seines Vaters und Tyr wurde immer hellhöriger.
"Nun, normalerweise würd ich dich wegen Desertation in den Kerker werfen, aber ich will dir eine Chance geben. Du wirst zum einen aus der Stadt kommen, wie du es dir wünschst und diese ganz nebenbei noch retten, wenn du es tatsächlich schaffen solltest. Du wirst den kaiserlichen Truppen auf dem schnellsten Weg eine Botschaft bringen..."

Nun, um die Geschichte dann doch mal zu ENde zu bringen: Ganduil schaffte es natürlich, stahl sich ein Pferd vom Feind und überbrachte die Nachricht an die Truppen. Die Stadt wurde gerettet und als Dank erhielt der feige Hund auch noch ein Stück Land und den Titel eines Junkers....
Ganduil
 

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